Robert Unterburger
„Theresas Antwort“: Karl-Gustav Hirschmann veröffentlichte neue Erzählungen und Gedichte
LANDKREIS ROTH – Druckfrisch liegt der sechste Band von Karl-Gustav Hirschmann auf dem Verkaufstresen. „Theresas Antwort. Erzählungen und Gedichte“ heißt er. Er enthält ein ganzes Bündel an neuen, interessanten und lesenswerten Geschichten und Gedichten, die unter die Haut gehen.
Aber warum ist auf dem Umschlag ein Ausschnitt der Europakanal-Brücke zwischen Meckenlohe und Harrlach zu sehen? Weil diese Brücke eben eine wesentliche Rolle in der Titelgeschichte „Theresas Antwort“ spielt:
Gleich zu Beginn fesselt diese Geschichte den Leser, denn es handelt sich dabei um eine höchst unglückliche Beziehungsgeschichte unserer Tage, die ein abruptes und wenig romantisches Ende findet. Im Mittelpunkt steht ein auf jener Brücke tatsächlich aufgesprühter Heiratsantrag, der allerdings abgelehnt wird.
Inhaltlich gliedert der Autor sein neues Werk in vier Teile. Der erste Teil enthält neue Erzählungen, die den Leser unmittelbar mit einem Geschehen konfrontieren. Die Grenzen zur klassischen Kurzgeschichte sind dabei fließend. „Wesenszüge, Stimmungen, Gedanken und Gefühle der handelnden Personen erschienen mir dabei überaus wichtig“, schreibt Hirschmann im Vorwort. „Ich hoffe, meine Erzählungen sind zum gedanklichen Eintauchen geeignet und lassen beim Leser jene Bilder der Handlung entstehen, die ich beim Schreiben für mich persönlich gefunden habe.“
Drei alte Freunde treffen sich zum Herrenabend und beschließen, durch drei Adrenalin-Wetten für Nervenkitzel zu sorgen. Wie das Ganze endet, berichtet Hirschmann in der Geschichte „Drei Freunde – drei Wetten“.
Leider werden zur Zeit auch in unserer Region immer wieder Hunde vergiftet. Die Geschichte „Vor der Ginsterhecke“ klagt dies an.
Wie reagiert eine Lehrerin, die in ihren Unterricht als Anschauungsmittel ein ausgestopftes Eichhörnchen mitbringt und die Schüler es einhellig ablehnen, dass sie über tote Tiere reden sollen? Die Geschichte „Teamgeist“ erzählt es.
Was der Verlust des Autoschlüssels für einen Autor bedeutet, der eine „Lesung in einer fremden Stadt“ bestreiten soll, erzählt Hirschmann in der gleichnamigen Geschichte.
Dass es nicht immer klappt, wenn die hübsche Helen Männer anbaggert, beweist der Autor mit der Kurzgeschichte „Helens Trick“.
Im zweiten Teil stellt Karl-Gustav Hirschmann neue Satiren vor, die zum Teil auch autobiographische Züge aufweisen. Eine dieser Satiren beschäftigt sich mit „Eduard, dem Schlossgespenst von Schloss Dürrenmungenau“.
Im dritten Teil erinnert sich der Autor an Ereignisse aus seinem Leben, die die Jahre in seinem Gedächtnis überdauert haben. Im Mittelpunkt stehen dabei Kindheitserlebnisse, Familiengeschichten und Anekdoten aus seinem Schulleben. So sorgen mehrere Internatsgeschichten aus dem legendären „Schwabacher Schülerheim“ für Heiterkeit.
Der vierte Teil beinhaltet 47 neue Gedichte, darunter auch zahlreiche Eindrücke und Stimmungsbilder von Hirschmanns Lieblingsort, dem Gardasee. Aber auch dem Kammersteiner Waldmarkt hat er ein wunderschönes Stimmungsgedicht gewidmet.
Auch politische Gedichte fehlen nicht. Hirschmann ruft auf zum „Mut zur Lüge 2012“ und solidarisiert sich für die inhaftierte Julia Timoschenko in der Ukraine, er schreibt „Nur ein Frühlingsgedicht“ und stellt acht Gardasee-Gedichte vor. Interessant, wie sich der Autor als „Literat“ selbst beschreibt: „bin nicht anerkannt / bin ein literat / bin nicht sehr bekannt / bin ein unikat / bin nicht protegiert / bin nur ein poet / bin noch sehr entspannt / spiele gern prophet / deutet mit der hand / lacht voll hohn und spott / stellt mich an die wand / schleift mich zum schafott.“
Ein regelrechtes „Wutgedicht“ rechnet ab mit einem „gottähnlichen“ Literaturkritiker, der massenweise Literaten beschimpft, beleidigt, bespuckt, angreift, anfeindet, anschwärzt, ärgert, demütigt, erstickt und literarisch erwürgt.
Mit seinem neuen Geschichten- und Gedichteband ist Karl-Gustav Hirschmann ein ansprechendes, sehr berührendes Werk gelungen, das in seiner Buntheit und in seiner breiten Palette ganz unterschiedlicher, einfühlsamer, aber auch sehr heiterer Geschichten einen guten Einblick bietet in die Welt eines Autors, der es versteht, sich hervorragend auszudrücken und Geschichten voller Tiefgang zu erzählen.
Viele Geschichten liest man mit einem Lächeln, viele wühlen den Leser innerlich auf und hinterlassen einen bleibenden und nachhaltigen Eindruck. Auch die Gedichte Hirschmanns regen zum Nachdenken an, können aber auch provozieren, beispielsweise Hirschmanns deutliche „Gedanken über Person und Amtsführung des Bundespräsidenten Wulff“.
Das große inhaltliche Spektrum der Geschichten und der Gedichte von Karl-Gustav Hirschmann verlangt nicht, dass man „Theresas Antwort“ – wie einen Roman - in einem Stück liest. Beim Blättern in diesem Buch bleibt der Leser immer wieder an dem einem oder anderen Text hängen, und er ist positiv überrascht von der Vielfalt der Inhalte, die geprägt sind von Besinnlichkeit, Humor, Abwechslungsreichtum, Stimmungen und Emotionen. Jeder Leser, der diese Kategorien liebt, wird von Karl-Gustav Hirschmanns neuem Buch begeistert sein.
ROBERT UNTERBURGER
(Karl-Gustav Hirschmann: Theresas Antwort. Erzählungen und Gedichte. Eigenverlag, 2013, 202 Seiten, ISBN: 978-3-00-041798-6, 11,50 Euro, erhältlich im Buchhandel Roth Schwabach oder beim Autor Karl-Gustav Hirschmann, Barthelmesaurach, Lilienstraße 3, 91126 Kammerstein über www.karlgustavhirschmann.de )
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